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Bohrgestänge. Das nahtlose Stahlrohr mit seiner größeren Festigkeit war innen und außen
glatt, länger und leichter. Es bot nicht nur höhere Sicherheit, sondern reduzierte auch die
Gefahr von Fehlbohrungen. Bald wurden im Zuge der Standardisierung die Normen für
Ölfeldrohre, ob in Millimeter- oder Zollabmessung, auf der Grundlage nahtloser Stahlrohre
erstellt. Mit den neuen Qualitäten konnte in größere Tiefen gebohrt werden. 1893 wurde mit
Hilfe von Mannesmannröhren die 2.000 Meter-Marke bei der damals tiefsten Bohrung der
Welt durchbrochen.
Mannesmannröhren“ setzten sich so als Markenartikel durch, auch wenn sie von der
Konkurrenz, wie der „Russischen Gesellschaft für Röhrenfabrikation“ in Ekaterinoslav, für
Kaukasien gefertigt wurden. Da sichdieMannesmänner nicht für eine Fabrikation inRussland
entscheiden konnten, agierten sie, wie die Mehrzahl anderer deutscher Unternehmen, über
eingeführte Vertreterfirmen. Zunächst arbeiteten Ernst Segesser (Odessa) und die Firma
Steinhardt (Rostov a.D.) in Kaukasien. Als seit der Jahrhundertwende das Ölgeschäft
in Baku und in Grozny an Bedeutung gewann, beschloss der Vorstand Anfang 1902, ein
eigenes Verkaufslager in Baku einzurichten. Das Unternehmen beauftragte den langjährigen
Geschäftspartner Stucken & Co. mit der Führung des Lagers und der Vertretung von
Mannesmann vor Ort. Seit 1900 führte W. Maier-Haller die Bakuer Niederlassung von
Stucken&Co. , der später Gesamtleiter des Hauses in St. Petersburg wurde. Ihm folgte in Baku
Ingenieur Sombe. Innerhalb eines Jahres war derWarenwert des Lagers auf 500.000Mark, also
das Zehnfache des Ausgangswertes angewachsen, was für die Nachfrage an Mannesmann-
Erzeugnissen, aber auch für die fachliche Besetzung des Lieferanten sprach. Durch den
Zusammenschluss verschiedener Zuliefererkonnten schließlich solche Großprojekte wie
die Erschließung des Fördergebietes Binagadi und der Bau von Leitungssystemen zwischen
Förder- und Verarbeitungsbetrieben im Bakuer Revier, aber auch im Hafen Tuapse am
Schwarzen Meer und der über 100 Kilometer langen Verbindungslinie von Maikop nach
Ekaterinodar technologisch vorbereitet, finanziert und ausgeführt werden.
Pipelinebauten im Bakuer Revier waren seit Anfang der 1890er-Jahre gegen den harten
Widerstand der traditionellen Erdöltransporteure durch die „Gebr. Nobel“ begonnen worden.
Die Notwendigkeit, neue Transportmöglichkeiten zu erschließen, ergab sich nicht nur durch
die größeren Mengen, sondern auch durch die wachsende Entfernung zwischen Förder- und
Verarbeitungs- bzw. Verschiffungsorten. Auf Betreiben von Ludvig Nobel wurde 1888 die
entsprechende gesetzliche Voraussetzung für den Bau von Pipelines verabschiedet, und man
begann gegen den Widerstand der örtlichen Bevölkerung, Leitungen zu errichten, die mit
Dampfpumpen arbeiteten. Bis 1910war das Netz von 326 einzelnen Leitungen der Firma „Nobel“
auf 106 Verst angewachsen und der Großteil der frühen Rohremit geschweißter Längsnaht durch
nahtloseunddadurchsicherereMannesmannröhrenersetzt.
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DerBauderKedabegerLinie spielte
33.
Vgl. 30 let (1910), S. 83-90.