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Die Tätigkeit von „Elektrosila/Elektrische Kraft–Baku“ schuf die Voraussetzung für einen
technologischen Schub in der Erdölindustrie, den folgende Zahlen verdeutlichen: Von 1902
bis 1913 stieg die Leistung der in das Netz eingespeisten Kilowattstunden allein im Bezirk der
Weißen Stadt“ von 5.910.431 auf 83.273.578, die Zahl der mit Strom versorgten Motoren
von 69 auf 1.050. Innerhalb der Stadt waren über 26 Kilometer Starkstrom- und über 60
Kilometer Verteilerkabel verlegt worden, die 5.770 Abnehmer mit 118.000 Glühlampen
versorgten
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Hinzu kam bis 1914 das Monopol über die Energieversorgung der Fördergebiete
von Balachani, Sabuntschi, Sucharani und Ramana. 1916 waren von 3.750 Bohrlöchern 1.680
durch „Elekrosila Baku“ elektrifiziert worden.
Gewinner waren dabei nicht nur die drei in der Aktiengesellschaft zusammengeschlossenen
Firmen, sondern eine Vielzahl von Subunternehmen in Deutschland, die langjährige
Geschäftsbeziehungen zu „Elektrosila Baku“ unterhielten.
In den Betriebsunterlagen
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finden sich zahlreiche Rechnungen unterschiedlicher Firmen,
die belegen, dass nicht ausschließlich die AEG Berlin oder die Siemens-Schuckertwerke
Berlin „Elektrosila“ belieferten. So führte z.B. die „Commanditgesellschaft für Maschinenbau
und Ingenieurwesen Pape, Henneberg & Co.“ (Hamburg) Wartungsarbeiten an den
Stationszählern undDynamomaschinen aus. „H. Schomburg & Söhne. Porzellan-, Schamotte-
und Tonwarenfabrik AG“ (Margarethenhütte) lieferte Hochspannungsisolatoren und „Franz
Seiffert & Co. AG“ (Berlin, Eberswalde, St. Petersburg) Rohrleitungen, Wasserreinigungs-
und Entölungsanlagen. Die Firmen „Hartmann & Braun AG“ (Frankfurt a.M.) und „F.W.
Raschke“ (Reick-Dresden) verkauften wie „Union“ (Baku) Stromzähler und Zählaggregate.
Die „Gesellschaft für Auslandstransporte“ sowie „Breuer und Co.“ (Höchst a.M.) erfüllten
Lieferaufträge. Und wie bereits die Gründungsgeschichte zeigt, profitierten auch mehrere
internationale Banken von den Bakuer Umsätzen. Die Deutsche Bank war lange Zeit die
Hausbank nicht nur der Firma Siemens, sondern auch von „Elektrosila“.
Zum gleichen Zeitpunkt konnte ein wichtiger Schritt bei der Wasserversorgung Bakus
abgeschlossen werden. Süßwasserquellen fehlen fast vollständig auf der Halbinsel Apscheron,
deshalb stellte die Versorgung der explosionsartig anwachsenden Bevölkerung mit
Trinkwasser ein ständiges und schwer lösbares Problem dar. Vorschläge, Wasser aus Schabran
heranzuleiten, wurden als zu kostenträchtig abgelehnt. Der Ausbau von Speicherbecken und
Entsalzungsanlagen, sowie die Suche nach neuen Quellen im Stadtgebiet blieben erfolglos oder
unzureichend. So legte 1884 der Ingenieur-Mechaniker O. K. Lenz ein Projekt zur Versorgung
der Stadt mit Wasser vor. Er erhielt eine Lizenz für hydraulische Untersuchungen imNordosten
der Halbinsel Apscheron in den Orten Pirschagi, Maschdagi, Zabrat. Lenz übernahm die
Verpflichtung, Wasser aus diesen Gegenden in die Stadt zu leiten und Baku 40 Jahre lang mit
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