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Einwohner nach Nordamerika auswanderten, um der Not zu entfliehen, hatten sich andere
noch in der Heimat zusammengefunden, um in sogenannten „Stunden“ religiöse Erbauung
außerhalb der Kirche zu finden. Im Glauben an das baldige Auftreten des Antichrist und
der Endabrechnung fand bei ihnen die Idee der Pietisten I.A. Bengel und Jung-Stilling, sich
vor der Verfolgung an einen stillen Bergungsort zu retten und mit Gott das Tausendjährige
Friedensreich auf Erden zu errichten, fruchtbarenNährboden. DiesenBergungsort glaubteman
nun, im Osten in der Nähe des Ararat und Palästinas gefunden zu haben. So rekrutierte sich
die erste Gruppe Auswanderungswilliger im Dorf Schweikheim/Waiblingen, und, 31 Familien
machten sich unter dem Ältesten Gottlieb Löffler im späten Frühjahr 1817 über Cherson,
Taganrog, Stavropol‘ und Mozdok auf den Weg nach Tiflis. Dort trafen am 21. September
desselben Jahres 148 Personen ein. Sie wurden in der Nähe von Sartitschala an der Jora 35Werst
von Tiflis als Kolonie Marienfeld angesiedelt. War damit die erste „Auswandererharmonie“
noch glücklich in Georgien gelandet, sollte sich das Schicksal der nachfolgenden dramatisch
gestalten. Dem Aufruf der Brüder Koch aus Marbach und Schluchtern waren von April bis
August 1817 über 1.300 Familien gefolgt, die sich in 14 Abteilungen zu je 230 bis 290 Personen
zur Reise rüsteten. Etwa 1.100 Menschen kamen allein während einer 40-tägigen Quarantäne
bei Ismail um, zahlreiche Familien gaben ihre Reisepläne bei Odessa auf, andere schlossen
sich an, während Ermolov nach St. Petersburg meldete, die russische Verwaltung in Tiflis
sei bei einer Masseneinwanderung überfordert und die Aufnahme zunächst abwehrte. Trotz
dieser Streitigkeiten im Hintergrund, reisten zehn Trecks mit je 50 Familien weiter Richtung
Südkaukasien und trafen zwischen August und November 1818 hier ein.
Karten der deutschen
Siedlungen in
Transkaukasien
(
Hummel, 1936)